Donnerstag, 16. Mai 2013

Gespielt: Zeno Clash 2

Kann Zeno Clash 2 meinem strengen Blick standhalten?

Ich habe Zeno Clash 2 durchgespielt und nun auch meine endgültige Meinung zu diesem Titel verfasst (meine ersten Eindrücke inklusive einer Stunde atemberaubender Action gibt es hier zu sehen). Wie diese aussieht? Merkwürdig, aber sehet selbst.






Die Oberfläche:






Bei Oberflächlicher Betrachtung kann man Zeno Clash 2 auf eine Sache reduzieren: Merkwürdig aussehenden Gestalten in einer Welt die irgendeiner Drogenphantasie entsprungen zu sein scheint die Fresse zu polieren, wieder und wieder, bis das Spiel plötzlich rum ist.
Mit diesem oberflächlichen Ansatz würde das Spiel sogar halbwegs viel Spaß machen, denn die Entwickler (ACE Team) haben einen ziemlich guten Job gemacht was den 'Fresse polieren' Teil angeht. Natürlich nur, wenn man sich an die zunächst etwas zögerlich reagierende Steuerung, die Tatsache dass man bedingt durch die Ego Perspektive, bei mehreren Gegnern permanent Gefahr läuft umzingelt zu werden, sowie an das Fehlen jeglicher Erklärungen außerhalb des, doch relativ kurz gehaltenen, Tutorials gewöhnt hat.
Bevor wir weitergehen, sollte der letzte Punkt noch etwas erörtert werden:
Ich bin kein Jammerlappen, der möchte, dass ihm Spiele alles Stück für Stück erklären. In der Tat mag ich es, wenn ich Sachen selber herausfinden kann. Das Entdecken eines Spiels und wie es funktioniert, ist Teil des Erlebnisses selber und ist meiner Meinung nach sogar sehr wichtig. Nur muss man eine Balance treffen, wenn es darum geht, welche Elemente ich bewusst dem Spieler vorenthalte und welche nicht.
Nehmen wir das Tutorial von Zeno Clash 2 als Beispiel: In diesem wird einem wunderbar erklärt, wie man welche Manöver ausführen kann und man hat genügend Zeit und Raum dies so lange zu tun, bis man sich wohl fühlt. Diese Manöver sind wichtig, denn gerade in größeren Kämpfen ist es wichtig seine direkten Gegner so schnell es geht auf die Bretter zu schicken. Das Problem jedoch ist, dass die Manöver teils komplizierte Abfolgen von Knopfdrücken erfordert, die etwas Zeit brauchen bis sie in Fleisch und Blut übergegangen sind. Zudem gibt es eine ganze Menge von ihnen. Dies führt dazu, dass man die Manöver, die man eben im Tutorial noch gut hinbekommen hat, in aller Regel schnell wieder vergisst. Und wenn man dann irgendwann wieder auf die Idee kommt, jetzt mal doch etwas mehr zu machen als immer nur abwechselnd die linke und rechte Maustaste zu klicken, so muss man entweder innerhalb der Kämpfe herumtesten (was eine schlechte Idee ist), oder man muss aus dem Spiel raus um sich nochmal das Tutorial anzuschauen. Ein simples Menü, welches mir anzeigt, welche Manöver es alles gibt und welche Knöpfe ich drücken muss, hätte hier gereicht um mir eine ganze Menge an Frustration zu ersparen.
Das Spiel erklärt sich grundsätzlich nicht gut. So gibt es ein Fertigkeitssystem was niemals auch nur Ansatzweise erklärt wird. Es wird einem sogar nicht einmal gesagt, dass es existiert. Ich bin drüber gestolpert als ich die Karte geöffnet habe. Auch wird nicht deutlich gemacht, wie man Fertigkeitspunkte erhält.
Ferner gibt es ein paar versteckte Sammlungsobjekte, deren Sinn sich nur nach einigem Erkunden erschließt, was bei einer Sorte sogar etwas ärgerlich ist, da sie anscheinend Zugang zu mehr Informationen in Bezug auf die Hintergrundgeschichte der Welt gewährt.

Das ganze ist teils einfach verwirrend, und teils ärgerlich. Das Spiel selbst macht, hat man sich erst an die Steuerung gewöhnt, ziemlich viel Spaß und auch wenn die Gegner sich doch häufig wiederholen, so wird es einfach nie wirklich langweilig einem dumm dreinblickenden Riesenvogel die Fresse zu polieren.
Zeno Clash 2 ist ein Titel mit dem man warm werden muss, was blöd ist, wenn das Spiel nur ungefähr 8 Stunden lang ist. Und wenn ich ehrlich bin, wenn ich jetzt nur auf die mechanischen Aspekte schauen würde und auf die ganzen Ärgernisse die ich eben aufgezählt habe, so hätte ich vermutlich kein wirkliches Interesse gehabt das Spiel nach den ersten 1-2 Stunden weiterzuspielen und mich zudem leicht über die 'verschleuderten' 19€ geärgert.


Was darunter liegt:



Doch ärgere ich mich nicht, ganz im Gegenteil. Aber woran liegt das? Nach allem was ich bislang geschrieben habe, scheint das Spiel eher durchschnittlich, mit ein paar Ausreißern nach oben zu sein.
Das stimmt, allerdings habe ich in meinem ersten Satz auch die Worte 'bei oberflächlicher Betrachtung' geschrieben.
Oberflächlich betrachtet hat Zeno Clash 2 wirklich nicht mehr zu bieten als das man merkwürdige Figuren verkloppt.
Geht man jedoch über diese oberflächliche Betrachtung hinaus und betrachtet sich das Spiel und die Welt die es kreiert als solches, so verändert sich das Bild drastisch. Zeno Clash 2 dreht sich nicht um das vermöbeln hässlicher Vögel. Zeno Clash 2 das Fenster in eine Welt, die so absonderlich und Fremd ist, dass man sie tatsächlich einfach nur als 'absurd' bezeichnen kann. Die Landschaft ist übersät mit abstrusen, unlogischen Strukturen und die Bewohner, von den wenigen halbwegs 'normal' aussehenden Menschen mal abgesehen, sind nicht weniger absonderlich.
Natürlich ist es keine große Kunst eine absonderliche Welt zu kreieren. Alles was es braucht ist eine große Flasche Schnaps und die Vorgabe statt Bäume einfach große Pilze überall in die Landschaft zu setzen. Aber wäre auch das nur wieder eine oberflächlich-obskure Welt.
Was Zenozoik (das ist der Name der Welt in der Zeno Clash 2 spielt) so besonders macht, ist dass sie 'glaubhaft' ist. Die Bewohner der Welt sehen das, was wir absonderlich finden, als vollkommen normal und gegeben an und dies wird konsequent beibehalten.
In der Tat gelingt es Zeno Clash 2 so gut einem glaubhaft das Gefühl zu vermitteln in einer fremden Welt zu sein, wie ich es es bislang nur bei wenigen Titeln erlebt habe. Mir persönlich fallen auf die Schnelle jetzt nur Outcast und Dark Souls ein (beides Spiele über die ich unbedingt auch etwas schreiben muss, oder vielleicht sollte man mal etwas über Spielwelten im Allgemeinen schreiben, wäre auch eine Idee...).
Hinter der ganzen Schlägerei in Zeno Clash 2 steht eine Welt die voller Absonderlichkeiten steckt und die mit einer Hintergrundgeschichte versehen ist, die in meinen Augen das Potential für weit mehr Tiefgang besitzt als die allermeisten anderen Spiele die momentan auf dem Markt sind.


Und was davon eigentlich nicht wirklich existiert:



'Potential' ist ein wunderbares Wort in diesem Zusammenhang: So sehr ich die Welt auch mag, so schade ist es das die Entwickler sie häufig begrenzen mussten. Man ist häufig auf einzelne Pfade und Korridore beschränkt, man kann sich selten mit den Bewohnern unterhalten und das Spiel hört meiner Meinung nach viel zu abrupt auf. So interessant die Welt auch wirkt, so schade ist es, dass sie einem kaum Möglichkeiten gibt sie tiefer erkunden zu können.

Ich glaube was mich am meisten an Zeno Clash 2 fasziniert ist das Potential was noch in dieser Welt steckt. Es gibt noch so viele Lücken in der Handlung und so viele Konzepte die es Wert sind in ihr erkundet zu werden und ich hoffe sehr, dass die Entwickler in der Lage sein werden dies umzusetzen.
Ich gebe zu, dass vieles was mir an Zeno Clash 2 gefällt auf Projektionen meinerseits beruht und das Problem bei Projektionen ist immer, dass sie zum einen subjektiv sind (jeder von uns hat andere Erfahrungen und Ansichten und projiziert daher andere Gedanken und Ideale in die Medien die wir konsumieren) und zum anderen, weil sie schlicht und ergreifend nicht real sind. Das bedeutet natürlich, dass es schwierig ist, dass Spiel jedem gedankenlos unter die Nase zu reiben. Fragt euch selbst ob ihr die ganzen mechanischen Probleme tolerieren könnt, wenn ihr dafür im Gegenzug die Gelegenheit habt einen Blick in eine absolut verrückte und gleichzeitig enorm glaubhafte Welt werfen zu können.


Um zusammenzufassen:


Hä?!


Mir hat Zeno Clash 2 enorm viel Vergnügen bereitet. Ob es euch Vergnügen bereiten wird? Woher soll ich das wissen? Ihr wisst genauso gut wie ich, dass es da eigentlich nur einen Weg gibt dies herauszufinden.