Auch die Erweiterung geizt nicht mit schönen Aussichten. |
Skyrim ist ein merkwürdiges Spiel für mich. Da investiert
man über 100 Stunden in ein Spiel und stellt plötzlich fest, dass die ganze
Geschichte ja irgendwie seicht ist. Man tötet den Imperator nur um einige Stunden
später zu schwören, eben denselben Imperator mit dem Leben zu verteidigen, oder
umgekehrt, je nachdem welche Quest reihe man als erstes macht. Man kann
Erzmagier werden ohne auch nur einen Funken Ahnung von Magie zu haben. Man
rettet die Welt vor einem großen Unheil und wird fünf Minuten später von den
Wachen wieder wie ein dreckiger Obdachloser behandelt, der man vermutlich auch
ist, bedenkt man das man permanent durch irgendwelche nasskalten Höhlen
stiefelt. Und Drachen? Nachdem man den fünfzigsten zur Strecke gebracht hat
war's das auch mit den epischen Momenten und es macht so sowas wie eine
genervte Gelassenheit breit, so wie wenn mal wieder eine Fliege mit einer
Zeitung plattschlagen muss.
Und was hat es eigentlich mit diesen ganzen Botengängen auf sich? Vielleicht ist die größte Tat die man in diesem Spiel vollbringt gar nicht so sehr das Besiegen großer Monster sondern das Bewerkstelligen von basalen Dienstleistungen.
Und was hat es eigentlich mit diesen ganzen Botengängen auf sich? Vielleicht ist die größte Tat die man in diesem Spiel vollbringt gar nicht so sehr das Besiegen großer Monster sondern das Bewerkstelligen von basalen Dienstleistungen.
Warum also verbringt man trotzdem soviel Zeit mit Skyrim?
Vermutlich weil, auch wenn es nicht viel Tiefgang besitzt, es unwahrscheinlich
vollgepackt ist, keine fünf Meter kann man laufen ohne, dass man über
irgendeine Höhle, Ruine oder Dorf stolpert. Hinzu kommt, dass die Umgebung recht
hübsch anzusehen ist und es ein paar wirklich beeindruckende Landschaften zu
bestaunen gibt.
Die Welt ist so groß und sieht so nett aus, dass man einfach für
eine gewisse Zeit die Tatsache ignoriert, eigentlich nur ein schwerbewaffneter, überbezahlter Lieferjunge zu sein.
'Dragonborn' der dritte DLC für Skyrim und der erste bei dem
ich mich aufraffen konnte ihn zu kaufen, macht diese große Welt noch einmal
größer. Für stolze 20€ (das Originalspiel ist auf Steam für 30€ zu haben)
bekommt man Zugang zur Insel Solstheim, welche bereits schon einmal Bestandteil
einer Elder Scrolls Erweiterung war, und zwar für Morrowind. Und wer Morrowind
hört denkt vermutlich an große Pilze, Dunkelelfen, Dwemer und Stilt Strider,
das ist zumindest mir in Erinnerung geblieben, denn ich habe es nie geschafft
Morrowind für mehr als 10 Stunden zu spielen. In jedem Falle versucht Solstheim
Erinnerungen an Morrowind zu erwecken. Eine Hälfte der Insel wurde in so eine
Art 'Mini Morrowind' (eigentlich müsste es ja 'Vvardenfell' heißen, aber den
Namen kennt keiner und wäre daher ein schlechter Referenzpunkt) verwandelt. Der
Boden ist mit grauer Asche bedeckt (die in Wirklichkeit nur eine umgefärbte
Schneetextur ist, aber wir wollen nicht pingelig sein), es gibt eine Handvoll
Riesenpilze, man wird von Dunkelelfen dumm von der Seite angeblafft und es gibt
eine leicht bizarre Architektur zu bewundern. Die 'Morrowindisierung' ist zwar
teilweise etwas lieblos gemacht (siehe Asche), doch grundsätzlich reicht es aus
um den Eindruck zu erwecken, dass man in einer bizarren, Fremden Welt gelandet
sei. Die andere Hälfte ist dann mehr von den, bereits aus Skyrim bekannten, schneebedeckten Bergen.
Hier stellt sich mir die Frage, warum man an dieser Stelle
nicht komplett in die Vollen gegangen ist und auch die andere Hälfte etwas
exotischer gestaltet hätte. Nicht das man alles mit Asche hätte überziehen
müssen, aber ein paar andere Bäume, oder Tiere wären interessant gewesen.
Ohnehin ist es schon etwas verwunderlich, warum die Leute von
Bethesda nicht mehr fremde, und abstrakte Umgebungen bauen. Dass sie dies
hervorragend beherrschen, zeigt nicht nur eine Hälfte Solstheims, sondern auch
das Reich irgendeines bösen Dämons, dass man während des (erfrischend kurz gehaltenen)
Hauptquests durchstreifen muss. Dieses Reich sieht aus als hätte man eine
uralte, verfalle Bibliothek in einen Lovecraftmythos geworfen und ist
eine der interessantesten Umgebungen die ich bislang in einem Elder Scrolls
Spiel gesehen habe.
Es zeigt sich, dass Bethesda durchaus in der Lage ist
interessante Umgebungen und visuell ansprechende Welten zu kreieren, doch wie
sieht es mit der Füllung aus?
Die Quests lassen sich quasi in zwei Kategorien unterteilen:
Botengang und Tötungsauftrag.
Vorteil dieses Mal ist jedoch, dass zumindest
einige der NPCs etwas interessanter sind. Die Geschichte die diese Quests
erzählen sind zwar noch immer verhältnismäßig banal und hören eigentlich immer
dann auf, wenn es interessant wird, aber immerhin sind die Interaktionen mit den
NPCs etwas interessanter.
Hinzu kommen noch eine Reihe neuer Materialien, ein paar
neue Schreie und (zum Ende der Hauptquestreihe) die Möglichkeit auf einem
Drachen zu reiten. Letzteres ist jedoch, so toll und spannend es sich anhört,
eher banal und unspektakulär. Denn man hat keine direkte Kontrolle über den
Drachen und wirklich praktikabel im Kampf ist er auch nicht, da man die Gegner
zu Fuß in aller Regel schneller beseitigt als in der Luft. Die ganze Geschichte
fühlt sich eher an wie ein Gimmick, auf dem Papier interessant, doch im Spiel
selbst vollkommen uninteressant.
Dragonborn macht aus Skyrim also kein neues Spiel und nachdem ich das Hauptquest mit einem eher unspektakulären Endkampf abgeschlossen habe und ich sogleich wieder losgeschickt wurde um irgendeinen schmierigen Banditen ins Jenseits zu befördern, stellte ich mir die Frage, warum ich es denn eigentlich gespielt habe.
Dragonborn macht aus Skyrim also kein neues Spiel und nachdem ich das Hauptquest mit einem eher unspektakulären Endkampf abgeschlossen habe und ich sogleich wieder losgeschickt wurde um irgendeinen schmierigen Banditen ins Jenseits zu befördern, stellte ich mir die Frage, warum ich es denn eigentlich gespielt habe.
Dragonborn hat quasi das gleiche Problem wie das Hauptspiel: Nichts von dem was man tut hat Auswirkungen, das Spiel registriert nicht einmal das man etwas getan hat (von den herablassenden Kommentaren der Wachen mal abgesehen). Die Welt dreht sich einfach weiter, als sei nichts gewesen. Wieso also nochmal 20 Stunden lang das gleiche machen, wohl wissend, dass sich nicht plötzliches etwas daran ändern wird?
Was von Skyrim übrigbleibt.... |
Nachdem ich mit Skyrim erstmal abgeschlossen hatte, war ich wütend auf das Spiel. Ich habe mich bestohlen gefühlt, ich hatte das Gefühl meine Zeit verschwendet zu haben. Doch nach einigen Dutzend Botengängen in Solstheim, habe ich so etwas wie meinen Frieden mit dem Spiel gefunden
Ich kann nicht wirklich sagen warum, ich vermute ein Teil das Reizes an Skyrim kommt auch durch die Freude am Erkunden und an der Tatsache, dass man die absurden Situationen die dieses Spiel durch seine Inflexibilität kreiert, für seine eigenen Zwecke ausnutzt. So klaue ich Charakteren, die mir nicht den gebührenden Respekt entgegenbringen alle Kleider vom Leib, oder fülle einen Raum vollständig mit Käse aus.
Skyrim ist kein ernstes Spiel, es ist eher als eine Sammlung
an Mitteln zu verstehen um den Spieler auf die Reise zu schicken. Was er auf
dieser Reise selbst tut und welchen Sinn er in ihr findet bleibt ihm selbst
überlassen. Es ist ein Spielplatz, mehr nicht. Dragonborn vergrößert diesen Spielplatz ein wenig und erfrischt ihn durch neue, interessante, wenn auch etwas insgesamt etwas klein geratene Gebiete. Das Spiel selbst wird jedoch nicht verändert, es ist
einfach noch etwas mehr Skyrim. Ob das jetzt eine gute, oder eine schlechte
Sache ist und ob es den doch etwas heftigen Preis von 20€ wert ist, bleibt jedem selbst überlassen.