Samstag, 23. Februar 2013

Gespielt: Skyrim (Dragonborn DLC)

Auch die Erweiterung geizt nicht mit schönen Aussichten.


Skyrim ist ein merkwürdiges Spiel für mich. Da investiert man über 100 Stunden in ein Spiel und stellt plötzlich fest, dass die ganze Geschichte ja irgendwie seicht ist. Man tötet den Imperator nur um einige Stunden später zu schwören, eben denselben Imperator mit dem Leben zu verteidigen, oder umgekehrt, je nachdem welche Quest reihe man als erstes macht. Man kann Erzmagier werden ohne auch nur einen Funken Ahnung von Magie zu haben. Man rettet die Welt vor einem großen Unheil und wird fünf Minuten später von den Wachen wieder wie ein dreckiger Obdachloser behandelt, der man vermutlich auch ist, bedenkt man das man permanent durch irgendwelche nasskalten Höhlen stiefelt. Und Drachen? Nachdem man den fünfzigsten zur Strecke gebracht hat war's das auch mit den epischen Momenten und es macht so sowas wie eine genervte Gelassenheit breit, so wie wenn mal wieder eine Fliege mit einer Zeitung plattschlagen muss.
Und was hat es eigentlich mit diesen ganzen Botengängen auf sich? Vielleicht ist die größte Tat die man in diesem Spiel vollbringt gar nicht so sehr das Besiegen großer Monster sondern das Bewerkstelligen von basalen Dienstleistungen.
Warum also verbringt man trotzdem soviel Zeit mit Skyrim? Vermutlich weil, auch wenn es nicht viel Tiefgang besitzt, es unwahrscheinlich vollgepackt ist, keine fünf Meter kann man laufen ohne, dass man über irgendeine Höhle, Ruine oder Dorf stolpert. Hinzu kommt, dass die Umgebung recht hübsch anzusehen ist und es ein paar wirklich beeindruckende Landschaften zu bestaunen gibt.
Die Welt ist so groß und sieht so nett aus, dass man einfach für eine gewisse Zeit die Tatsache ignoriert, eigentlich nur ein schwerbewaffneter, überbezahlter Lieferjunge zu sein.





'Dragonborn' der dritte DLC für Skyrim und der erste bei dem ich mich aufraffen konnte ihn zu kaufen, macht diese große Welt noch einmal größer. Für stolze 20€ (das Originalspiel ist auf Steam für 30€ zu haben) bekommt man Zugang zur Insel Solstheim, welche bereits schon einmal Bestandteil einer Elder Scrolls Erweiterung war, und zwar für Morrowind. Und wer Morrowind hört denkt vermutlich an große Pilze, Dunkelelfen, Dwemer und Stilt Strider, das ist zumindest mir in Erinnerung geblieben, denn ich habe es nie geschafft Morrowind für mehr als 10 Stunden zu spielen. In jedem Falle versucht Solstheim Erinnerungen an Morrowind zu erwecken. Eine Hälfte der Insel wurde in so eine Art 'Mini Morrowind' (eigentlich müsste es ja 'Vvardenfell' heißen, aber den Namen kennt keiner und wäre daher ein schlechter Referenzpunkt) verwandelt. Der Boden ist mit grauer Asche bedeckt (die in Wirklichkeit nur eine umgefärbte Schneetextur ist, aber wir wollen nicht pingelig sein), es gibt eine Handvoll Riesenpilze, man wird von Dunkelelfen dumm von der Seite angeblafft und es gibt eine leicht bizarre Architektur zu bewundern. Die 'Morrowindisierung' ist zwar teilweise etwas lieblos gemacht (siehe Asche), doch grundsätzlich reicht es aus um den Eindruck zu erwecken, dass man in einer bizarren, Fremden Welt gelandet sei. Die andere Hälfte ist dann mehr von den, bereits aus Skyrim bekannten, schneebedeckten Bergen.
Hier stellt sich mir die Frage, warum man an dieser Stelle nicht komplett in die Vollen gegangen ist und auch die andere Hälfte etwas exotischer gestaltet hätte. Nicht das man alles mit Asche hätte überziehen müssen, aber ein paar andere Bäume, oder Tiere wären interessant gewesen.
Ohnehin ist es schon etwas verwunderlich, warum die Leute von Bethesda nicht mehr fremde, und abstrakte Umgebungen bauen. Dass sie dies hervorragend beherrschen, zeigt nicht nur eine Hälfte Solstheims, sondern auch das Reich irgendeines bösen Dämons, dass man während des (erfrischend kurz gehaltenen) Hauptquests durchstreifen muss. Dieses Reich sieht aus als hätte man eine uralte, verfalle Bibliothek in einen Lovecraftmythos geworfen und ist eine der interessantesten Umgebungen die ich bislang in einem Elder Scrolls Spiel gesehen habe.
Es zeigt sich, dass Bethesda durchaus in der Lage ist interessante Umgebungen und visuell ansprechende Welten zu kreieren, doch wie sieht es mit der Füllung aus?
Die Quests lassen sich quasi in zwei Kategorien unterteilen: Botengang und Tötungsauftrag.
Vorteil dieses Mal ist jedoch, dass zumindest einige der NPCs etwas interessanter sind. Die Geschichte die diese Quests erzählen sind zwar noch immer verhältnismäßig banal und hören eigentlich immer dann auf, wenn es interessant wird, aber immerhin sind die Interaktionen mit den NPCs etwas interessanter.





Hinzu kommen noch eine Reihe neuer Materialien, ein paar neue Schreie und (zum Ende der Hauptquestreihe) die Möglichkeit auf einem Drachen zu reiten. Letzteres ist jedoch, so toll und spannend es sich anhört, eher banal und unspektakulär. Denn man hat keine direkte Kontrolle über den Drachen und wirklich praktikabel im Kampf ist er auch nicht, da man die Gegner zu Fuß in aller Regel schneller beseitigt als in der Luft. Die ganze Geschichte fühlt sich eher an wie ein Gimmick, auf dem Papier interessant, doch im Spiel selbst vollkommen uninteressant.
Dragonborn macht aus Skyrim also kein neues Spiel und nachdem ich das Hauptquest mit einem eher unspektakulären Endkampf abgeschlossen habe und ich sogleich wieder losgeschickt wurde um irgendeinen schmierigen Banditen ins Jenseits zu befördern, stellte ich mir die Frage, warum ich es denn eigentlich gespielt habe.

Dragonborn hat quasi das gleiche Problem wie das Hauptspiel: Nichts von dem was man tut hat Auswirkungen, das Spiel registriert nicht einmal das man etwas getan hat (von den herablassenden Kommentaren der Wachen mal abgesehen). Die Welt dreht sich einfach weiter, als sei nichts gewesen. Wieso also nochmal 20 Stunden lang das gleiche machen, wohl wissend, dass sich nicht plötzliches etwas daran ändern wird?


Was von Skyrim übrigbleibt....

Nachdem ich mit Skyrim erstmal abgeschlossen hatte, war ich wütend auf das Spiel. Ich habe mich bestohlen gefühlt, ich hatte das Gefühl meine Zeit verschwendet zu haben. Doch nach einigen Dutzend Botengängen in Solstheim, habe ich so etwas wie meinen Frieden mit dem Spiel gefunden
Ich kann nicht wirklich sagen warum, ich vermute ein Teil das Reizes an Skyrim kommt auch durch die Freude am Erkunden und an der Tatsache, dass man die absurden Situationen die dieses Spiel durch seine Inflexibilität kreiert, für seine eigenen Zwecke ausnutzt. So klaue ich Charakteren, die mir nicht den gebührenden Respekt entgegenbringen alle Kleider vom Leib, oder fülle einen Raum vollständig mit Käse aus.
Skyrim ist kein ernstes Spiel, es ist eher als eine Sammlung an Mitteln zu verstehen um den Spieler auf die Reise zu schicken. Was er auf dieser Reise selbst tut und welchen Sinn er in ihr findet bleibt ihm selbst überlassen. Es ist ein Spielplatz, mehr nicht. Dragonborn vergrößert diesen Spielplatz ein wenig und erfrischt ihn durch neue, interessante, wenn auch etwas insgesamt etwas klein geratene Gebiete. Das Spiel selbst wird jedoch nicht verändert, es ist einfach noch etwas mehr Skyrim. Ob das jetzt eine gute, oder eine schlechte Sache ist und ob es den doch etwas heftigen Preis von 20€ wert ist, bleibt jedem selbst überlassen.