Sonntag, 28. Oktober 2012

Über Youtube, Sprachen, Medien und Stolz

Dieses Bild ist nur dazu da um anzugeben und hat nichts mit dem eigentlichen Text zu tun.

Da mir gerade etwas langweilig ist, und ich nicht einmal Lust habe eine Runde Hexagon zu spielen, dachte ich, ich schreibe mal ein bisschen was über diesen Youtube-Kram.

Ursprünglich wollte ich Videos auf Englisch machen. Ich wollte sie auf Englisch machen, weil ich davon ausging, dass mir dies zum einen dabei helfen würde, mein gesprochenes Englisch ein bisschen aufzupolieren, aber auch weil man mit englischen Videos natürlich ein viel größeres Publikum hat, als mit deutschen.


Das Problem an dem ganzen ist nur, dass mein gesprochenes Englisch so hölzern ist, dass ich nicht guten Gewissens Videos veröffentlichen konnte, in denen ich frei spreche. Ich habe es unzählige Mal versucht und immer wieder bin ich an Punkten angelangt, wo ich einfach nicht wusste, wie ich einen bestimmten Sachverhalt ausdrücke. Mit Hängen und würgen hat das zwar immer irgendwie noch geklappt, aber das Resultat war nichts, was ich guten Gewissens an die Öffentlichkeit bringen konnte.
Hinzu kommt, dass es mich immer maßlos geärgert hat.
Ich verstehe Englisch nahezu einwandfrei, sowohl wenn es gesprochen wird, als auch geschrieben. Es gibt Tage, an denen ich häufiger mit der englischen Sprache konfrontiert werde als mit der deutschen.

Ich kann mich schriftlich auf englisch gut genug ausdrücken, dass ich über komplizierte wissenschaftliche Sachverhalte schreiben kann. Ich kann in Englisch denken, wenn ich es möchte. Das größte Problem habe ich jedoch beim umsetzen des gedachten, ins gesprochene. Es reicht zwar aus um sich normal auf Englisch zu unterhalten, aber es ist nicht genug um vernünftige Videos auf Englisch zu machen, zumindest nicht wenn ich sie nicht vorher vorbereite.

Ich habe immer mal wieder testweise Videos auf Deutsch gemacht und mir fiel immer wieder auf, wieviel leichter es mir fiel mich auszudrücken. Nicht nur das, die Sache hörten sich schon im ersten Versuch um Längen kompetenter an, als nach dem zehnten Versuch auf Englisch.

Letztendlich war es so, dass ich, auch wenn ich auf Englisch theoretisch mehr Menschen erreichen konnte, meine 'Botschaft' nie in einer, mich zufriedenstellenden Art und Weise, würde rüberbringen können. Zumindest nicht in den nächsten Monaten.

Trotz dieser Sprachbarriere, wollte ich noch immer keine Videos auf deutsch veröffentlichen. Ich habe nämlich eine gewisse Aversion gegenüber Beiträgen über Computerspiele auf Deutsch.

Wenn es um Computerspiele geht, konsumiere ich ausschließlich englischsprachige Medien, schon seit Jahren. Warum dies so ist, dauert länger als man denken kann, denn es hat sehr viel damit zu tun, wie ich überhaupt wieder richtig in diese ganze Computerspiel 'Szene' reingekommen bin, nachdem ich ihr um ca. 2003 resigniert den Rücken gekehrt habe.

Mittlerweile lese ich größtenteils RockPaperShotgun und schaue Videos von TotalBiscuit (was man auch an meinen neuen deutschen Videos sieht, denn die Formate sind teilweise von ihm geklaut), hinzu kommen noch sporadische Besuche bei TiGsource.com und Indiegames.com. In aller Regel reicht was lesbare Medien angeht aber RockPaperShotgun als 'Startpunkt' für mein Interesse aus. Was Videos angeht, so finde ich, mit Ausnahme von TotalBiscuit, die meisten anderen Quellen einfach zu dämlich, laut oder schlicht und ergreifend unseriös. Ich bin mir im klaren, dass dies eine extrem einschgeschränkte Geisteshaltung ist, allerdings gehöre ich auch zu Leuten, die nur sehr zögerlich Bücher von Autoren ausprobieren die sie nicht kennen. Ab und an werde ich aber auf neue Dinge geschmissen, was mich eigentlich immer glücklich macht, nur bin ich was das angeht nicht sehr selbständig.
Wie dem auch sei, davor habe ich zwar deutsche Medien gelesen, allerdings fand ich keines wirklich gut und interessant.
Über die letzten Jahre habe ich quasi beschlossen, dass es einfach keine guten deutschen Medien gibt, wenn es um Computerspiele geht und das man auf deutsch auch einfach nicht gut über Computerspiele schreiben  bzw. sprechen kann. Ich finde bestimmte Begriffe, wie z.B. 'zocken' furchtbar und allein die Verwendung dieses Worts disqualifiziert in meinen Augen bereits denjenigen der es verwendet.* 

Mir war immer klar, dass das ein billiges Vorurteil ist, aber ich habe mich eigentlich nie wirklich darum bemüht es auszuräumen, denn ich war nicht wirklich an anderen Quellen interessiert. Die Quellen die ich beziehe erscheinen mir noch immer vollkommen ausreichend.

Hinzu kommt, dass bislang mein Bild von deutschen Youtubevideos in diesem Sektor vor allem mit banalen, blinden Let's Play Videos verbunden ist und diese Art von Videos interessieren mich einfach nicht. Vermutlich auch ein Vorurteil.

Das ganze hat sich in den letzten Monaten eigentlich geändert. Nicht das ich mir mal die Mühe gemacht habe zu schauen, ob deutsche Beiträge zur Videospielkultur wirklich so schlimm sind wie ich denke.** Nein, ich habe angefangen zu schreiben. Und irgendwie wollte ich auch über Computerspiele schreiben. Und wie kann ich über Computerspiele in einer Sprache schreiben, die eigentlich nicht dafür geeignet ist?

Ich musste also von meinem hohen Ross runtersteigen, zumindest was das schreiben anging. Bei den Videos war ich noch immer zurückhaltend, auch weil ich schon drei(!) Abbonenten hatte, die aufgrund meiner englischen Videos beschlossen haben mir zu folgen. Ich wollte diesen Leuten (die mir vollkommen Fremd sind) nicht vor den Kopf stoßen.
Dann mehrten sich jedoch die Momente in denen ich Ideen für Formate verwerfen musste, weil ich sprachlich nicht in der Lage war sie umzusetzen. Nichts ist schlimmer, als gute Ideen nicht umsetzen zu können. Das geht ein-, bis zwei Mal, aber nicht auf Dauer. Umso mehr, wenn man weiß, dass man diese Ideen umsetzen könnte, wenn man einfach mal dazu übergehen würde die Teile in der verdammten Muttersprache zu produzieren.

Das Problem war ganz einfach: Ich habe meinen Stolz wichtiger genommen, als die Sache selbst. Ich wollte keine Videos auf Deutsch machen, weil ich mich für etwas besseres gehalten habe. Eine furchtbar dumme und einschränkende Einstellung.
Kreativität muss Raum haben um sich entfalten zu können, durch meinen Stolz habe ich letztendlich nur mich selber behindert.
Also habe ich beschlossen, Videos auf deutsch zu machen. Ich werde auch ab und an Videos auf englisch machen. Ich denke es ist am besten sich gar nicht zu beschränken sondern einfach das zu tun, was einem gerade in den Sinn kommt.


*Der Begriff 'Zocken' hat für mich etwas furchtbar proletenhaftes. In Verbindung mit Computerspielen fühjrt dies dazu, dass das Spiel selbst in diese Proletenecke geschoben wird und damit nicht mehr ernsthaft behandelt werden kann. Spiele sind ein wunderbare, reichhaltiges und tiefgründiges Medium, nicht nur 'zockerei'. Ich 'zocke' in Casinos, Spielotheken und Wettbuden. Computerspiele 'spiele' oder 'erlebe' ich, was etwas vollkommen anderes ist und was das Medium an sich auch gleich viel seriöser rüberkommen lässt.


**etwas was ich demnächst vorhabe zu ändern und nach allem ich bislang schon so gesehen habe, glaube ich, dass ich mich bei diesem Punkt ziemlich geirrt habe.