Beim Verfassen dieses Texts lief dieses Video im Hintergrund in der Dauerschleife. Ich rate euch das gleiche zu tun.
Als ich im Frühsommer 2013 beschlossen habe mich ernsthafter
mit YouTube zu befassen war ich in einer merkwürdigen Situation. Ich war schon
über ein Jahr mit meiner Magisterarbeit beschäftigt die scheinbar immer mehr
ins Nichts zu gehen schien, mich plagten massive Zweifel über meinen künftigen
Lebensweg und grundsätzlich war ich unter dem Eindruck gar nichts von Wert
produzieren zu können.
Um letzteres zu bekämpfen habe ich beschlossen mich mehr mit
YouTube zu befassen. Ich wollte mich regelmäßig dazu zwingen meine Meinung nach
außen zu tragen, selbst wenn sich niemand für sie interessiert. Es war ein Weg
für mich um mich selbst daran zu gewöhnen, dass andere sehen was ich tue. Es
war ein Weg für mich meine Ängste in diesem Zusammenhang zu bekämpfen.
YouTube regelmäßig zu betreiben verbraucht Zeit. Nicht nur die
Zeit die es braucht um die Videos selbst zu machen, hochzuladen und neue Spiele
zu recherchieren. Die Tatsache, dass ich permanent über den Kanal nachgedacht
habe hat nochmal zusätzliche (wesentlich unproduktivere) Zeit gefressen. Ich
habe es jedoch gerne gemacht, denn es hat seinen Zweck erfüllt. Es gibt nur
noch ganz selten Fälle in denen ich noch Angst davor habe ein Video
hochzuladen. Hinzu kommt noch, dass ich viel eher bereit bin zu versuchen eine
Idee tatsächlich zu realisieren, anstatt sie einfach nur zu besitzen.
Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, ich hätte nicht
immer mal wieder gehofft den Kanal in soetwas wie meinen Job verwandeln zu
können. Es macht mir wirklich Spaß Videos zu machen, es macht mir Spaß Spiele
zu finden, die noch nirgends sonst in Deutschland gezeigt wurden. Es macht mir
Spaß in Kontakt mit Entwicklern zu treten und einen tieferen Einblick in die
Spieleindustrie zu bekommen.
Die Möglichkeit mein unglaublich zeitintensives Hobby in
soetwas wie eine Karriere zu verwandeln hat sich allerdings nie ergeben. Bis
zum heutigen Tage habe ich keinen einzigen Cent mit YouTube verdient und
mittlerweile bin ich sogar froh darüber. Denn YouTube zu meinem Job zu machen
hätte auch bedeutet, dass ich viele Dinge die ich auch mag nicht mehr hätte tun
können.
Dieses Bild meines Regals fasst meine Interessen perfekt zusammen. (nicht im Bild: der Haufen alter Klamotten der auf dem Regal selbst liegt) |
Ich bin Anthropologe. Mich faszinieren Menschen. Mich
fasziniert die Welt in der wir leben. Diese Welt die ohne Ziel erschaffen wurde
und in der wir permanent nach Zielen suchen. Ich will verstehen wie wir in
diese Welt gekommen sind und wie wir permanent versuchen einen Sinn in ihr zu
sehen und ich will anderen Menschen zeigen, warum all diese Sachen so
faszinierend sind, dass ich beschlossen habe mich mit ihnen
auseinanderzusetzen.
Allerdings kann ich dies nicht in live kommentierten Videos
zu Computerspielen machen in denen es eigentlich um die Spiele selbst geht.
Über die letzten Monate habe ich permanent versucht all
diese Dinge unter einen Hut zu bringen: YouTube, mein Interesse an der Welt als
solches und meine eigenen Ausflüge in die Kreativität. Ich habe Zeitpläne
gemacht, Listen zusammengestellt und mir versprochen mich auch wirklich an
diese zu halten. Doch in schöner Regelmäßigkeit ging YouTube dazwischen. Es ist
einfach schwer einen festen Zeitplan zu haben, wenn Reviewkopien für
Ersteindrucksvideos erst verfügbar sind, wenn die Zeit für Videoproduktion
eigentlich schon abgelaufen ist. Hinzu kommt noch, dass YouTube permanent in
meinem Kopf hing. Ich habe kaum etwas anderes gebacken bekommen, weil ich
permanent über meinen Zuschauerzahlen gebrütet habe (nicht, dass mir dies
irgendwas gebracht hätte).
Mittlerweile bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich, wenn
ich die Dinge tun möchte die ich wirklich tun will, YouTube massiv zurückfahren
oder notfalls sogar komplett aufgeben muss.
Zwei Dinge haben mich zu diesem Schluss gebracht:
1. Die letzten zwei Wochen. Ich habe in den letzten Wochen
nicht mehr bewusst nach Spielen gesucht und hatte daher wesentlich mehr Zeit.
Diese Zeit nutzte ich um an einer Lesung teilzunehmen, ich habe angefangen ein
Spiel zu machen und ich habe sogar angefangen mich wieder mehr mit wirklicher
Wissenschaft zu beschäftigen. Ich konnte dies, weil ich Zeit und (noch
wichtiger) die mentale Kapazität dazu hatte.
2. Gamergate ist passiert. Gamergate ist für mich ein
direkter Angriff auf das was ich an Computerspielen mag. In Gamergate ist all
das versammelt was ich an der Computerspielindustrie und einem Teil ihrer
Konsumenten nicht leiden kann. Gamergate ist die Mob-manifestierte Seele all
der Leute deren einziger Zweck es zu sein scheint, in Kommentarbereichen zu
kreativen Spielen ihren Unmut kundzutun.
Gamergate hat in mir massive Zweifel ausgelöst was meine
bisherigen Videos angeht und wie ich Computerspiele präsentiert habe. Ich will
nicht zu tief ins Detail gehen, aber ich kann euch eines sagen: Das was mich an
Computerspielen fasziniert hat einen sehr speziellen Hintergrund den ich
bislang nur sehr schlecht rübergebracht habe. Ich denke auch, dass YouTube,
zumindest in der Form in der ich es bislang betrieben habe nicht wirklich die
Plattform ist auf der ich diese Dinge wirklich kommunizieren kann.
Ganz abgesehen davon, dass mich Gamergate gelehrt hat, dass
Kommentarbereiche im Internet in die feurigen Tiefen der Hölle geschleudert
werden sollten, da sie (vor allen bei kontroversen Themen) in aller Regel nur
den Menschen eine Plattform geben, die man nicht wirklich hören möchte.
So viel Spaß YouTube auch macht: Gemessen daran wie wichtig
mir die Dinge sind die ich dort sage, verbringe ich viel zu viel Zeit damit.
Hinzu kommt noch, dass es nicht die richtige Plattform für mich ist um mich
vollkommen frei auszudrücken.
Ich will meine Energien auf andere Aspekte lenken und
YouTube steht dem im Weg. Ich werde nicht verschwinden und ich werde nicht
aufhören über Computerspiele zu sprechen. Allerdings werde ich dies in einer
anderen Form machen, auf einer anderen Plattform. Ich freue mich darauf und ich
hoffe sehr, dass ein paar von euch mich auf diese Reise begleiten werdet.
Weil das Jahr zu Ende geht (und ich es nicht gebacken kriege
was vernünftiges für sowas zu produzieren), hier eine kurze Liste an Dingen die
ich in diesem Jahr toll fand:
Ich mag eigentlich keine "Spiel des Jahres" Titel,
allerdings muss ich zu dem stehen, was ich im März in meinem Video gesagt habe.
Außerdem ist LUFTRAUSERS wirklich toll.
Schönheit des Jahres: Eidolon
Eidolon ist schön. Ihr solltet es spielen, weil es schön
ist.
Ich bin über Strangethink gestolpert, als ich verzweifelt
auf der Suche nach einem Spiel für Freeware Freitag war. Das Spiel was ich auf
Gamejolt fand (damals im Rahmen des Cyberpunk Jams entstanden) war nicht
wirklich fertig, aber es sah so interessant aus, dass ich beschloss dem
Entwickler auf twitter zu folgen. Es folgten Screenshots von Spielen die leider
nie das Licht der Welt erblickten, aber auch Dinge wie "Pyramid
Gate", "Error City Tourist", "Strange Climber",
"Abstract Ritual" und natürlich "Secret Habitat". Letzteres
so nebenbei verkörpert bislang am deutlichsten das was ich mich an Computerspielen
fasziniert. Mehr dazu hoffentlich demnächst.
Frohe Weihnachten!